Briefe


Prof. Dr. Dieter Suhr stand mit zahlreichen Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlern in brieflicher Verbindung. Jedoch sind nach seinem Tod im August 1990 nur wenige seiner Korrespondenzen in das „Archiv für Geld- und Bodenreform“ in der Bibliothek der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg gelangt. [ Näheres:  https://uol.de/kustodien/sammlungen  |  https://www.sozialoekonomie.info/archive/archiv-geld-und-bodenreform.html ]  

   Verloren gegangen ist leider u.a. Suhrs Korrespondenz mit dem Münchener Notar Jobst von Heynitz, von dem Suhr die erste Anregung erhielt, sich mit dem Werk des Kaufmanns und Sozialreformers Silvio Gesell (1862-1930) zu beschäftigen. Suhr und von Heynitz lernten sich im Februar 1980 während einer Bahnfahrt nach Saarbrücken kennen, wo sie beide am 5. Rechtspolitischen Kongress der SPD zum Thema „Soziale Grundrechte“ teilnehmen wollten.

   Mit wirtschaftsrechtlichen Problemen hatte sich Suhr zuvor bereits intensiv beschäftigt und er erkannte schnell die Bedeutung der besonders von John Maynard Keynes ernst genommenen unkonventionellen Geldreformvorschläge von Silvio Gesell für die ordnungspolitische Fundierung einer zukünftigen gerechten Wirtschaftsordnung. Indem er sich in Anknüpfung an Gesell und Keynes und zugleich auch eigenständig in den folgenden Jahren in Wort und Schrift für eine wissenschaftliche Aktualisierung dieser Geldreformvorschläge einsetzte, stellte sich Suhr zwischen mehrere Stühle: Als Jurist blieb er für Ökonomen ein Fachfremder und ein Angehöriger der von Keynes so genannten „Unterwelt der Ökonomie“. Und als Universitätsprofessor war er auch dort ein Außenseiter, der Brücken bauen wollte, aber nicht von allen verstanden wurde – insbesondere nicht von älteren Anhängern Gesells, denen es schwerfiel, sich für eine moderne wissenschaftliche Fundierung der Geldreform zu öffnen.

   Die folgende Auswahl aus Dieter Suhrs Korrespondenzen soll als Ergänzung zu seinen Publikationen beispielhaft sichtbar machen, wie Dieter Suhr anderen Menschen im Gedankenaustausch begegnete. Trotz zum Teil unterschiedlicher Auffassungen verband ihn eine hohe Wertschätzung mit dem Wirtschaftspublizisten Helmut Creutz. Gemeinsam mit dem Ökonomen Dr. Hugo Godschalk veröffentlichte er 1986 das Buch „Optimale Liquidität“. In einem wissenschaftlichen Gedankenaustauch stand Suhr auch mit dem Theologen und Philosophen Prof. Dr. Peter Knauer von der Katholischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt/M. (diese Korrespondenz ist leider verloren gegangen), mit Dr. Ernst-Jürgen Borchert, dem damaligen Vorsitzenden Richter am Hessischen Landessozialgericht in Darmstadt, und mit dem Astrophysiker Peter Kafka vom Max-Planck-Institut in Garching bei München. Der geldreformerischen „Unterwelt der Ökonomie“ gehörten die folgenden Personen an, mit denen Suhr einige Briefe wechselte: Der Arzt Dr. Kurt Kessler und der Jurist Heinz-Peter Neumann, Direktor der Landesversicherungsanstalt Berlin, waren 1. und 2. Vorsitzender der „Stiftung für Reform der Geld- und Bodenordnung“. Johannes Schumann war Redakteur der von der Partei „Freisoziale Union“ herausgegebenen Zeitschrift „Der Dritte Weg“ und Hein Beba war Geschäftsführer der „Internationalen Vereinigung für Natürliche Wirtschaftsordnung“.  Ekkehard Lindner war 2. Vorsitzender der „Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft“, der auch Josef Hüwe und Werner Onken als Redakteur der „Zeitschrift für Sozialökonomie“ angehörten. Dr. Margrit Kennedy war als Architektin bei der Internationalen Bauausstellung in Berlin tätig und gehörte danach zu den Mitgründerinnen und Mitgründern des „Lebensgartens Steyerberg“ bei Nienburg.

   Die Briefe von Suhr an diesen Personenkreis sind chronologisch geordnet, um nachvollziehbar zu machen, wie sich seine Gedanken im Laufe der 1980er Jahre entwickelten und wie er sich innerhalb und außerhalb des akademischen Raums positionierte.  |  Werner Onken