Prof. Dr. Dieter Suhr
* 7. Mai 1939 in Windhoek/Namibia
† 28. August 1990 in Chania auf der Insel Kreta/Griechenland
Auf dieser Website finden Sie Informationen über Leben und Werk des Augsburger Rechtsphilosophen und Verfassungsrechtlers Prof. Dr. Dieter Suhr.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Dieter Suhr im Südwesten Afrikas. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften wurde er 1966 an der Universität Hamburg bei Herbert Krüger mit einer Arbeit über „Eigentumsinstitut und Aktieneigentum“ promoviert. 1973 habilitierte er sich bei Helmut Quaritsch an der Freien Universität Berlin mit der Schrift „Bewusstseinsverfassung und Gesellschaftsverfassung – Über Hegel und Marx zu einer dialektischen Verfassungstheorie“. Seit 1975 war Dieter Suhr Professor für öffentliches Recht, Rechtsphilosophie und Rechtsinformatik an der Universität Augsburg und parallel dazu war er kurze Zeit Richter am Bayerischen Verfassungsgerichtshof. Durch einen tragischen Unfall kam Dieter Suhr während einer Urlaubsreise auf der griechischen Insel Kreta ums Leben. Die Welt verlor mit ihm einen Sozialdenker, der auf den verschiedensten Gebieten Bahnbrechendes für eine Gesellschaft geleistet hat, deren Fundament er in der Idee „gleicher Freiheit“ aller (so der Titel eines seiner Bücher) sah.
Dieter Suhr hat das für ihn zentrale Thema: die Herstellung von Bedingungen, die allen Menschen eine Begegnung unter Gleichen in Freiheit ermöglicht, mit großer denkerischer Energie und analytischer Schärfe verfolgt. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ließ ihn auf verschiedenen Gebieten gesetzgeberischer und gesellschaftlicher Wirklichkeit auf Gleichheitsverstöße aufmerksam werden, die sonst nicht im Brennpunkt wissenschaftlichen Interesses standen. So griff er die Transferausbeutung im sog. Generationenvertrag ebenso auf wie die Asymmetrien unseres Geldwesens mit ihren verteilungspolitischen Wirkungen. Die kritische Auseinandersetzung mit dem bestehenden Geldwesen sowie mit den entsprechenden standardökonomischen und marxistischen Theorien wurde für Suhr in seinem letzten Lebensjahrzehnt zu einem zentralen Thema seines wissenschaftlichen Wirkens. Auch hat ihn sein Verständnis der Grundrechte, insbesondere sein Freiheitsverständnis, weit in die Philosophie und das Verfassungsrecht geführt – und überall hat er Wesentliches zur Entwicklung einer Ordnung beigetragen, in deren Zentrum die Versöhnung von Freiheit und Gleichheit steht.
Dieter Suhrs Engagement blieb nicht allein wissenschaftlich. Insbesondere mit dem Projekt Netzwerk Neutrales Geld strebte er - zunächst unter dem Namen „Oeconomia Augustana“ für die Stadt Augsburg, dann aber auch für andere Regionen - eine währungspolitische Innovation an, von der er sich eine Senkung sowohl der Arbeitslosigkeit als auch des Zinsniveaus versprach.